Pressestimmen
zum Tag der Offenen Tür
Attentäter sind Mörder und keine Muslime
Zum Tag der
offenen Moschee strömten
wieder zahlreiche Besucher in die Osmanische Herberge.
Kall-Sötenich - „Der Mensch denkt
- Gott lenkt“ ist ein Sinnspruch, den Ahmad Adamek am Mittwoch
häufiger im Munde führte. Als Hausmanager der Osmanischen
Herberge schreibt er es „dem alleinigen Gott zu, an den letztlich
alle Mitglieder der verschiedenen Religionen glauben“, dass
am „Tag der offenen Moschee“ so viele Menschen den
Weg in das deutsche Zentrum für Sufismus fanden.
Scheikh Hassan Peter Dyck, Leiter der Herberge,
war zwar verhindert, doch die Gastfreundschaft in dem Haus an
der Rinner Straße
litt darunter keineswegs. Kaffee und Kuchen, Tee und orientalische
Speisen wurden den Besuchern dort in einer ungezwungenen Atmosphäre
und spürbarer Herzlichkeit geboten.
Der Sufi-Orden Naqschbandi in Sötenich orientiert sich an
der mystisch-islamischen Glaubensauffassung, wie sie von Maulana
Scheikh Muhammad Nazim Adil al Haqqani, dem Großsheikh des
Ordens, gelehrt und gelebt wird. Etliche Gäste lauschten gespannt
einem Vortrag von Martin Husamaddin Meyer aus Wiesbaden. Als Islam-Wissenschaftler
und Ethnologe behandelte er die Frage „Beten Juden, Christen
und Muslime den gleichen Gott an?“
Offen nachgefragt
„Unser Haus steht den Menschen jederzeit offen“,
erläuterte
Ahmad Adamek dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Doch zum alljährlichen „Tag der offenen Moschee“ kommen
verstärkt auch Menschen aus der näheren Umgebung in die
Herberge. Der bislang größte Andrang zu diesem Anlass
herrschte in Folge der Anschläge auf das World Trade Center.
Diesmal sei die Zahl der Besucher wieder höher als in den
Jahren dazwischen. Adamek schreibt das der Beteiligung deutscher
Konvertiten an den vereitelten Anschlägen Anfang September
dieses Jahres zu.
Adamek: „Viele fragen uns ganz direkt, ob von uns hier auch
eine solche Gefahr ausgehe.“ Doch diesen zumeist eher latenten
Vorwurf können die Sufis in Sötenich eloquent und guten
Gewissens von sich weisen. „Wir haben nichts zu verbergen
und können auch verstehen, warum uns der Verfassungsschutz
beobachtet“, meint Adamek weiter, verweist aber zugleich
auf eine Schrift in einem Inforegal. „Verbot von Angriffen
auf Zivilisten“ lautet der Titel des Büchleins. Der
Autor Sheikh Muhammad Afifi Al-Akiti liefert darin laut Adamek
die einzige lückenlose Beweisführung auf der Grundlage
des Koran, die sich gegen die Gewalt von Terroristen stellt und
deren Inhalt noch von keiner der zahlreichen Gruppierungen des
Islam argumentativ bestritten werden konnte. Demnach ist „jeder
Angriff auf einen unschuldigen Menschen auch ein Angriff gegen
die ganze Menschheit. Die Attentäter des 11. September 2001
seien schlicht „Mörder und keine Muslime“.
An der Transparenz ihres Denkens und Handelns
wollen die Sufis die Öffentlichkeit nun mit modernsten Medien teilhaben lassen.
Auch wenn Sheikh Hassan Dyck anfänglich große Bedenken
gehabt hätte, sei man nun soweit, seine Reden sowie die des
Großsheiks im Internetportal „You Tube“ zu zeigen.
Damit will man ein Gegengewicht schaffen zu jenen Gruppen, die
dort mit ihren Aufrufen zur Gewalt insbesondere junge Menschen
anlocken. „Die jungen Leute “, so ist sich der gelernte
Online-Redakteur Adamek sicher, „lesen keine Tageszeitung,
sondern bedienen sich in diversen Internetforen und -chats“.
Auch die evangelischen Pfarrer hatten ihre
Gemeindemitglieder zum Besuch der Moscheen am Tag der deutschen
Einheit aufgerufen. Die Sufis beteiligen sich ihrerseits am 16.
bis 18. November an einer Tagung der evangelischen Akademie „Loccum“ in
Wunstorf bei Hannover. Die Rollen und Positionen des Sufismus erläutern
sie dort unter dem Motto „Die unbekannte Seite des Islam“.
aus: Kölner Stadt-Anzeiger v. 5.10.07
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